Sie waren die militante Speerspitze der Proteste gegen die ukrainische Regierung. Jetzt mischen die Kämpfer des gefürchteten „Rechten Sektors“ auch in der Politik mit. Im Keller des Hauptpostamts von Kiew hängt immer noch der Geruch der Revolution in der Luft: verbrannte Reifen, ungewaschene Kleidung, muffige Matratzen. Zwischen Gasmasken, Tarnanzügen und Molotowcocktails schlafen ein paar Leute auf dem Boden. Die Scheibe zum Stiegenhaus ist zersplittert – schwer zu sagen, ob von der Wucht eines Aufpralls oder einem Schuss. Zusammengehalten wird sie nur noch von einem Klebeband und einem Sticker, rot-schwarz mit weißen Lettern: „Prawy Sektor“. Wenige Meter vom Kiewer Maidan entfernt, organisierte sich im vergangenen Winter der rechtsradikale Flügel der Proteste gegen Präsident Viktor Janukowitsch, um Revolution zu machen – nicht friedlich, sondern mit Waffen. Wie groß der Anteil des „Rechten Sektors“ am blutigen Umsturz in den Februartagen wirklich war, ist bis heute umstritten. Inzwischen aber kennt die Organisation jeder – von Lemberg bis Luhansk, von Moskau bis Wladiwostok steht der Name für Gewalt, Respekt, Angst.