Die bolivianische Revolution und das Versprechen vom „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ und Hoffnung für viele Menschen, ist am Ende. Weit entfernt von ihrem ursprünglichen Ziel, Wohlstand und Gerechtigkeit vor allem für die Armen zu bringen, stehen die Zeichen auf eine weitere Verschlimmerung der jetzt schon desolaten Lage und eine tiefere Spaltung der Gesellschaft. Das Abdriften in Autoritarismus, die eskalierende Gewalt, Zensur und Gleichschaltung der Medien auf der einen Seite und das gefährliche Spiel mit der Provokation und der Drohkulisse einer ausländischen Intervention, um einen Regimewechsel herbeizuführen auf der anderen Seite haben zu einer Spirale geführt, die immer weiter in Richtung einer unvermeidbaren Konfrontation führt und nicht mehr zu durchbrechen scheint. Die hehren Zielsetzungen, die unter Hugo Chávez ausgegeben wurden, verblassen in der Erinnerung der Menschen. Weitreichende Korruption, eine steigende Zahl von Gewaltdelikten und die Unfähigkeit der Regierung, wirtschaftliche Engpässe zu regulieren, haben das Land geprägt. Aber es sind auch die Sanktionen, vor allem der Vereinigten Staaten, die das Land an den Rand des Abgrunds gebracht haben. Venezuela kann weder auf ausländische Kredite hoffen noch seine Ressourcen auf dem Weltmarkt gegen Devisen veräußern. Die Inflationsrate ist grotesk und weltweit die höchste, Nahrungsmittel sind in Venezuela mehr als genug vorhanden, nur können sie die meisten Menschen einfach nicht bezahlen. Ende Februar 2019 konnte die Regierung die Kraftprobe mit dem selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó noch für sich entscheiden und die Reihen schließen, der Konflikt ist aber nicht beendet. Kann sich Nicolás Maduro halten, wird es zwangsläufig zu einer weiteren Verschärfung seiner repressiven Politik kommen, die Brüche werden noch tiefer, Klientelismus und Militarismus werden weiter wachsen und Venezuela wird international isoliert bleiben. Ein Sieg der Opposition würde wohl einen langen Prozess der Säuberungen und eine Privatisierungswelle mit sich bringen. Venezuela würde seine Auslandsschulden und Rückzahlungen begleichen müssen. Die Sozialprogramme, das Herzstück der bolivarianischen Revolution, würden höchstwahrscheinlich weitgehend zurückgenommen. In beiden Fällen sind es die Menschen, denen es an Nahrung und Medikamenten fehlt, die auf der Strecke bleiben, keine dieser Lösungen hält Hoffnung auf eine bessere Zukunft bereit.