Die Ukraine steht am Scheideweg, nicht zum ersten Mal in der tragischen und unglücklichen Geschichte dieses Landes. Seit der Unabhängigkeitserklärung 1991 stehen der Staat und die Menschen der Ukraine vor großen Herausforderungen und Umwälzungen. Im November 2013 kam es zu Protesten auf dem Maidan in der Hauptstadt Kiew, als der damalige Präsident Viktor Janukowitsch das in Aussicht gestellte Assoziierungsabkommen mit der EU zurücknahm und eine erneute Annäherung an Russland als Partner ankündigte. Im Februar 2014 wurde versucht, die Protestbewegung gewalttätig niederzuschlagen, es gab über 100 Tote. Die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland und der militärische Konflikt im Osten des Landes stellen das Land vor eine schwere Zerreißprobe.
Seit 2014 kamen im Krieg im Donbass mehr als 10.000 Menschen ums Leben, Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Am 24. Februar 2022 erfolgte schließlich der russische Überfall auf die Ukraine. Seitdem herrscht Krieg. Das ursprüngliche Kriegsziel Russlands, die Einnahme der Hauptstadt Kiew und ein schneller Regimewechsel, musste nach heftigem Widerstand aufgegeben werden um sich auf die Offensive in den östlichen Teilen der Ukraine zu konzentrieren. Im Zuge der Rückeroberung von Dörfern und Städten wurden Spuren systematischer Massaker und schrecklicher Kriegsverbrechen entdeckt. Seit Anfang September 2022 erzielten ukrainische Truppen bei Gegenoffensiven Erfolge und konnte die Besatzer aus dem Großraum Charkiw zurückdrängen. Russland reagierte mit einer Teilmobilmachung, der völkerrechtlichen Annexion der Süd- und Ostukraine und der systematischen Bombardierung der ukrainischen Infrastruktur.