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Wehe, wenn es wärmer wird | Sibirien | Editorial

Die Bedeutung des Permafrosts für das Weltklima ist bekannt und wird doch noch immer unterschätzt. In Tscherski, einer ehemaligen Goldgräberstadt an den Ufern des Kolyma im Norden Jakutiens trotzen die Menschen den Folgen des Auftauens des schützenden Eispanzers unter ihren Füßen. Dabei bildet sich der sogenannte Thermokarst, Bodenabsenkungen und Bodeneinbrüche, die zu ausgedehnten Mooren werden und sich mit Wasser füllen. Vor Ort forschte der Geophysiker Sergej Afanassjewitsch Zimov jahrelang über das Abschmelzen des Dauerfrosts und entwickelte seine Theorien, wie diese Entwicklung eventuell aufgehalten werden könnte. Sein groß angelegtes Experiment eines Pleistozän-Parks zur Wiederherstellung einer Urlandschaft, die nach der Megaherbivoren-Hypothese typisch für das Gebiet war, aber durch das Aussterben der großen Pflanzenfressern verloren gegangen ist soll zur Verminderung oder zumindest Verzögerung der globalen Erderwärmung beitragen. Permafrostböden binden weltweit rund 1,7 Billionen Tonnen Kohlenstoff, doppelt so viel wie er in der Form von Kohlendioxid in der Atmosphäre vorkommt. Als Zimov die ersten Bodenproben regiert im fernen Kreml noch Leonid Breschnew. Damals war der Permafrost noch durchschnittlich minus 7°C kalt. Inzwischen zeigen die Messstellen rund um Tscherski -4°C, an manchen Stellen nur noch -1,5°C. Die Berechnungen decken sich mit anderen internationalen Forschungsergebnissen. Nach den Daten des International Panel on Climate Change erwärmten sich etwa die Permafrostböden in Alaska von den 1980er Jahren bis in die Mitte der 2000er Jahre um 2 bis °C. Noch bedrohlicher: in der Arktis sollen die Temperaturen doppelt so stark steigen wie im globalen Durchschnitt. Die Auswirkungen dieser Entwicklung werden katastrophal sein, in und um die Stadt Tscherski kann man sie beobachten. Die Stadt, 1931 für die Exploration der Gegend und den Abbau von Rohstoffen gegründet, gleicht heute einer Geisterstadt. Von damals 11.000 Bewohnern sind nur etwas über 2.800 geblieben, die einstigen Goldminen sind geschlossen. Blinde Fenster, bröckelnde Fassaden und schiefe Häuser. Gebäude werden hier auf Pfählen gebaut, die mehrere Meter weit in den Böden gerammt werden. So haben die Häuser auch im Sommer Halt, wenn die oberste Schicht des Permafrosts auftaut. Doch längst kriecht die Wärme tiefer, die Pfähle verlieren ihren Halt, in den Mauern bilden sich Risse, die Bauten versinken. Die Stadt rutscht auf dem Gletscher Richtung Abgrund.

(Reportage erschienen in Terra Mater Magazin Nov/Dez 2019, Text von Simone Brunner)

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